Negativpreis „Big Brother Award 2012” geht an Cloud Computing

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von Andreas Junginger am 20. April 2012 – 09:58
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Der Verein zur „Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs“ (Foebud) vergab in diesem Jahr bereits zum zwölften Mal den „Big Brother Award“. Mit diesem Preis werden Firmen, Organisationen und Personen ausgezeichnet, die durch ihr Handeln oder ihre Produkte die Privatsphäre und den Datenschutz missachten. Der Hintergrund des Preises ist durchaus löblich – so soll die öffentliche Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz gefördert werden und diese Werte in den Mittelpunkt im Umgang mit Technik und Information stellen.

In der Kategorie „Kommunikation“ wurde der Preis in diesem Jahr an Cloud Computing vergeben. Die Jury sieht in Cloud Computing Trend dazu, den Nutzern die Kontrolle über ihre Daten zu entziehen. In der Laudatio auf den „Preisträger“ wurde vor allem die mangelnde Transparenz um Cloud-Dienstleistungen angesprochen. Viele Nutzer wissen nicht, bei wem genau und in welcher Form ihre Daten gespeichert sind und welche Folgen sich daraus ergeben könnten. Rechtliche Fallstricke – bei Anbietern aus verschiedenen Ländern, bei denen Nationales Recht zur Anwendung kommt – bedrohen ebenfalls die Privatsphäre und den Datenschutz. Die Cloud wird als „undurchsichtiges“ Etwas beschrieben, bei der sich Nutzerfreundlichkeit und die Bevormundung durch Technik längst nicht in der Waage halten.

Die Beweggründe der Anbieter, dieses Ungleichgewicht nicht mit Transparenz und Offenheit zu widerlegen, werden in der Laudatio ebenfalls angesprochen. So sind es Gründe der Kosteneffizienz und der technischen Effizienz, die viele Anbieter zu ihrem Handeln bewegt. Dropbox etwa, spart Speicherplatz, indem identische Dateien erkannt und nur einmal abgespeichert werden – selbst wenn es mehrere Besitzer gibt. Die großen Anbieter (z.B. Google, Amazon, Facebook), die ihre Dienste gratis anbieten, bedienen sich an den Informationen ihrer Nutzer, um personalisierte Werbung an sie weiter zu leiten. Diese Gründe – in Verbindung mit der Abhängigkeit, in die sich die Nutzer von Cloud-Services begeben – waren letztlich die ausschlaggebenden Argumente zur Verleihung des Preises.

Nun sollte durch die Verleihung des Preises sicherlich nicht eine gesamte Industrie an den Pranger gestellt und die technische Entwicklung in diesem Bereich verteufelt werden. Die Absicht, eine öffentliche Diskussion zu diesem Thema zu fördern, ist durchaus lobenswert. Anbieter werden sich dieser Diskussion stellen und ihrerseits dazu beitragen müssen, die vorgetragenen Argumente durch mehr Transparenz und Offenheit zu widerlegen. Aktuell gibt es eine Vielzahl von Anbietern, die diesen Trend schon längst erkannt haben und die Themen Privatsphäre und Datenschutz in den Kern ihrer Verkaufsargumente legen. Von daher kann eine solche Diskussion schlussendlich zu fruchtbaren Ergebnissen führen, die – Nutzer wie Anbieter – gleichermaßen profitieren lässt.

Die vollständige Laudatio kann unter diesem Link gefunden werden: Big Brother Award 2012 – Kategorie Kommunikation: Cloud Computing

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